1.11. Totengedenken
Der 1. November, Allerheiligen, ist der Tag, wo die meisten Menschen in Österreich ihrer Toten gedenken. Der Buddhismus hat überall, wo er heimisch geworden ist, die Bedürfnisse und kulturellen Gepflogenheiten aufgenommen und daher kommen wir sehr gerne dem Wunsch nach, gerade an diesem Tag hier zusammen zu kommen und gemeinsam, mit den Nonnen und Mönchen eine Zeit der Besinnung zu verbringen.

Im September 2003 wurde am Zentralfriedhof in Wien mit einer feierlichen Einweihung der buddhistische Friedhof von der ÖBR angelegt und nur 1 ½ Jahre später war er zum Vollmond am 23. Mai 2005 fertig gestellt. Bhante Seelawansa Mahathero, Khenpo Chödrak Rinpoche und Genro Osho weihten diesen Ort der Trauer und des Gedenkens ein. Die Vertreter und Vertreterinnen der Sanghas brachten ihre Rezitationen dar. Viele heilige Schriften aus den verschiedenen buddhistischen Traditionen beinhaltet der Stupa.

Für alle Menschen, gleich welcher Religion und Glaubensrichtung sie angehören, ist es traurig und schmerzhaft einen nahen Angehörigen zu verlieren. Wir alle wissen aber, dass jegliche Existenz auf dieser Erde dem Kommen und Gehen unterliegt. Etwas entsteht, bleibt eine Weile und vergeht wieder. Auch WIR. Nur, wir machen uns das sehr selten bewusst.

Im Mittelalter flüsterten sich die christlichen Mönche und Nonnen zu: "momento mori, denk an den Tod."

Tibeter sagen zum Körper: LÜ. Dieses Wort bedeutet aber nicht nur Körper, sondern auch Hotel. Also etwas vorübergehend Bewohntes, das man dann, wenn man es nicht mehr braucht, wieder verlässt.

Der Buddhismus lehrt, auch wenn das Leben eines Menschen noch so kompliziert und schwierig ist, ist es doch so wertvoll, gerade als Mensch geboren zu sein.

In seinem Daseinsgesetz erklärte uns der Buddha:

1. Alles in dieser Welt bleibt nicht so wie es ist, es verändert sich und vergeht ständig, Neues entsteht.

2. Alles in dieser Welt kann wegen der ständigen Veränderung nicht vollkommen sein und ist deshalb unbefriedigend.

3. Alles in dieser Welt besitzt keine feste, unveränderliche Form und keine ewige Substanz.

Uns daran erinnernd baten wir die Mönche und Nonnen durch ihre Rezitationen Mut zum Leben und Sterben und Vertrauen in die Zukunft zu geben. 

„Mögen alle Wesen frei sein von Leid und Bedrückung.
Mögen alle Wesen glücklich und zufrieden sein.“

Gedanken von Marina Myo Gong Jahn, ÖBR Vizepräsidentin a.D.