Über Großzügigkeit
»Die da, Vaccha, solches gesagt haben, berichten nicht meine Worte, sondern beschuldigen mich fälschlich, unrechter Weise. Wer, Vacchagotta, einen davon abhält, anderen Gaben zu spenden, der verursacht dreien einen Schaden, legt dreien ein Hindernis in den Weg. Welchen dreien? Er verhindert die gute Tat des Gebers; er macht dem Empfänger die Gaben abspenstig; und vorher schon untergräbt und schädigt er seinen eigenen Charakter.

Was ich aber lehre, o Vaccha, ist dies: Selbst wenn einer die Spülreste aus Schüssel oder Schale in einen Tümpel oder Teich entleert, mit dem Wunsche, daß die darin befindlichen Lebewesen davon verzehren möchten, so hat er, sage ich, schon dadurch Gutes getan; um wieviel mehr aber, wenn es sich um menschliche Wesen handelt.

Freilich, o Vaccha, lehre ich auch, daß das den Sittenreinen [7] Dargereichte hohen Lohn bringt, und nicht ist es so bei einem Sittenlosen. Denn im Sittenreinen sind fünf Eigenschaften geschwunden, und mit fünf Eigenschaften ist er ausgerüstet.

Welche fünf Eigenschaften (nīvarana) aber sind in ihm geschwunden?

Sinnenlust ist geschwunden;
Ärger ist geschwunden;
Starrheit und Mattigkeit sind geschwunden;
Aufgeregtheit und Gewissensunruhe sind geschwunden;
Zweifelsucht ist geschwunden.

Mit welchen fünf Eigenschaften aber ist er ausgerüstet?

Mit der dem Heiligen eigenen Fülle der Sittlichkeit ist er ausgerüstet,
mit der dem Heiligen eigenen Fülle der Sammlung,
mit der dem Heiligen eigenen Fülle der Weisheit,
mit der dem Heiligen eigenen Fülle der Befreiung,
mit der dem Heiligen eigenen Fülle des Erkenntnisblicks der Befreiung.

Somit bringt bei einem, der von fünf Eigenschaften befreit und mit fünf Eigenschaften ausgerüstet ist, das Dargereichte hohen Lohn, das sage ich.«

»Sei es ein schwarzes oder weißes Rind,
ein rötlich oder gelblich braunes,
ob es gefleckt, von einer Farbe auch,
ob taubenfarbig, wie's auch sei:
 
Ist's nur ein gut gezähmter Stier,
der kräftig als ein Lasttier dient,
mit edler Schnelligkeit dahineilt,
nur solchen spannt man ins Geschirr,
doch auf die Farbe sieht man nicht.
 
Ebenso ist's bei den Menschen:
ob sie Krieger, Priester, Bürger,
Diener, Feger, ob Candālas,
wer da unter allen diesen,
welcher Kaste er auch sein mag,
selbstbeherrscht ist und gesittet,
rechtlich ist und sittenrein,
Wahrheit spricht und schamhaft ist,
 
Entgangen der Geburt, dem Tode;
das heilige Leben ganz erfüllend,
wer lastbefreit und ohne Fesseln,
wer pflichtenledig, triebversiegt,
ein Meisterkenner aller Dinge,
der haftlos die Erlösung schaut -
auf solchem unbeflecktem Boden
bringt frohe Gabe hohen Lohn.
 
Doch die unverständigen Toren,
einsichtslos und ohne Kenntnis,
spenden außerhalb die Gaben,
suchen nicht die Heiligen auf.
 
Die solch Heilige verehren,
solche wahrhaft hehre Weisen,
deren Glauben zum Erhabenen
tief verwurzelt ist und standhaft,
 
Diese gehen hin zum Himmel
oder hier zu hohem Stande;
und allmählich zum Nibbāna
werden weise sie gelangen.«

A.III.58 Das Geben - 7. Vacchagotta Sutta

Diese Lehrrede finden Sie hier:
http://www.palikanon.com/angutt/a03_052-061.html#a_iii58